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Stoppok kehrte zurück in sein "Wohnzimmer"

Stoppok kehrte zurück in sein "Wohnzimmer"

WAZ. Es war ein bisschen so, als wäre er nie weggewesen. 40 Jahre nach seinen ersten Erfahrungen mit der Wittener Folk- und Bluesszene kehrte Stefan Stoppok jetzt zu einem viel umjubelten „Wohnzimmer“-Konzert in die Ruhrstadt zurück.

„In Witten habe ich meine ersten Auftritte vor einer Million Jahren gehabt“, sagt der frühere Essener gleich zu Beginn seines fast dreistündigen Konzerts im Maschinchen Buntes, „Schön, wieder hier zu sein.“ Gut 100 Leute - mehr durften nicht rein - drängen sich vor der kleinen Bühne der Kulturkneipe. So, denkt man, könnte es in den Siebzigern gewesen sein, als Witten mit seinem damaligen Folkclub unter Leitung von Hildegard Doebner eine starke Anziehungskraft gerade auf viele junge Musiker hatte und die Szene manche Session feierte, manchmal auch im „Nebenzimmer beim Griechen“.

Stoppok, heute längst ein Star der deutschen Songmacher-Szene, hat diese Zeiten nie vergessen. 1972 habe ihm jemand erzählt, in Witten gehe die Post ab. „Ich war süße 16.“ Von Witten hatte er noch nie etwas gehört, also machte er sich auf den Weg und stellte fest: „Hier geht wirklich die Post ab. Damals habe ich mitgekriegt, wie man mit Blues umzugehen hat: „Man muss ihn konsequent vor sich herschieben.“

Vielleicht kitschig - aber schön

Damit ist der Übergang zum „Schieberblues“ geschafft, „Schieb, schieb, schieb, schieb“, singt der Wahl-Bayer, „ihr könnt ruhig mitschieben.“ Er kommuniziert ständig mit dem Publikum und muss dabei auch den ein oder anderen nervigen Zwischenrufer in Kauf nehmen. „Stefan, sei froh!“ schreit jemand immer wieder aus der hinteren Reihe.

Stoppok scherzt, erzählt von seiner fernsehfreien Zeit, spottet über das Runterladen von Songs aus dem Internet, das ihm als bescheidenen Musiker, der nichts verdienen will, gar nichts ausmache und stimmt auf der Gitarre wieder eines jener Stücke an, die durch Mark und Bein gehen. „Schönes Lied“, ruft eine Frau. „Seitdem du nicht mehr bei mir bist“, textet der Mittfünfziger, „weiß ich, was Winter ist.“ Beim Refrain singen längst alle mit. „Ein Wort von dir und der Schnee, er schmilzt und es wird Frühling, wenn du es willst.“ Kitschig? Vielleicht, aber schön!

Zwischendurch ein Schluck Bier, Hits wie „Tage wie dieser“, immer wieder lange Gitarren-Soli, lautes rhythmisches Klatschen des Publikums und „schon ist man am Ende dieses schönen intimen Konzerts im Folkclub Witten“, wie Stoppok gegen halb elf verkündet. „Ich komm’ gleich noch an den Tresen, dann können wir alles besprechen“, sagt er auch an die Adresse der beharrlichen Zwischenrufer.

Zwischenrufer stören bei Ballade

Dass er die nicht nur lustig findet („Haltet doch mal die Fresse“), beweist er bei der Ballade „Leise“. Als da immer noch dazwischengequatscht wird, bricht der Barde mit der schnoddrigen Stimme das Stück kurzerhand ab. Aber er hört noch nicht auf. Grandios seine letzte Zugabe, mit der er die kleine Schar Getreuer in den regnerischen Frühlingsabend entlässt: „Beweg dein Herz zu mir, schick beide auf die Reise, tanz, tanz tanz.“

Danke, Stoppok. Komm bald wieder.

Stoppok unterwegs in der Region

Dem Verein „Wittenfolk“ ist es gelungen, „Stoppok solo“ für das Konzert ins Maschinchen Buntes zu holen. Aus „Folk am Montag“ wurde dafür „Folk am Dienstag“. Der Verein hat sich 2005 neu gegründet, in Erinnerung an den legendären Folkclub Witten, der in den 70er und 80er Jahren viele Konzerte auf die Beine stellte. Stoppok kann man an diesem Mittwoch, 25. April, in der Lindenbrauerei in Unna erleben (20 Uhr, 19.90 Euro plus Vorverkaufsgebühr) und am Samstag, 28. April, im Steinhof in Duisburg erleben (20 Uhr, gleicher Preis)

WAZ-Bericht von Jürgen Augstein

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